Im Jahr 1984 kam bei den vorbereitetenden Bauarbeiten zum Umzug der Mumien des Bleikellers diese Eisenmaske zum Vorschein. Bei dem lebensgroßen, ca. 2,5 Kg schweren Objekt handelt es sich vermutlich um den Abguss einer Totenmaske. Hierfür wurde das mit Gesicht des Verstorbenen mit Gips nachmodeliert und die entstandene Form mit Eisen ausgegossen. Details, wie das prominente Kinn und die markante Nase sind sehr gut zu erkennen. Es ist nicht bekannt, wann die Maske in den Boden gekommen ist. Vermutungen deuten aber auf das 17./18. Jh. hin, die Zeit aus der auch die Mumien im Bleikeller stammen.
Zusammenfassung des Artikels "Der Mann mit der eisernen Maske" von Dieter Bischop aus der neuen Archäologie in Deutschland
Im Jahr 1962 kam es, wie in einigen Jahren davor auch schon, zu einer Ausgrabung in Mahndorf. Dabei konnten im Laufe der Kampagne Befunde wie Gruben- und Langhäuser aus dem Jahr um 0 bis ins 6. Jahrhundert n. Chr. entdeckt und dokumentiert werden. Außerdem kamen Funde wie Keramik, Fibeln, Nägel, Messerchen und eine römische Münze aus dem 4. Jh. n. Chr. zu tage.
Eine besonders spannende Entdeckung stellte das Skelett eines auf der rechten Seite liegenden Pferdes dar, welches parallel in West-Ost-Richtung zu einem Langhaus sorgfältig niedergelegt wurde. Pferdebestattungen dieser Art kommen häufiger in archäologischen Befunden vor. Dr. Brandt zog gegenüber dem Weser-Kurier vom 03.07.1963 einen ethnologischen Vergleich zum Volk der Lappen (heute als Samen bezeichnet) die im Norden Skandinaviens angesiedelt sind. "Wenn ein Lappe schwer krank wurde, tötete man ein Pferd und begrub es neben dem Haus, damit der Tod auf ihm fortreiten konnte und den Kranken in Ruhe ließ".
Nach dem das Mahndorfer Pferdeskelett mittels Blockbergung ins Labor gebracht worden war, suchte Herr Dr. Brandt, wie aus alten Briefen hervorgeht, nach einem Spezialisten zum Freilegen der Knochen vor Ort in Bremen, da sich der 5 Tonnen schwere Block nicht so einfach verschicken ließ.
Heute werden Tierbestattungen in den meisten Fällen auf der Ausgrabungsfläche durch die anwesenden Archäolog:innen geborgen und genauestens dokumentiert.
Blockbergungen im großen Stil, wie zum Beispiel von Bestattungen, sind sehr aufwendig und kostspielig. Man benötigt für die schweren Blöcke nicht nur ein Hebe- und ein Transportfahrzeug, sondern auch die Räumlichkeiten um den Fund unter Laborbedinungen freilegen zu können. Aus diesem Grund werden Bergungen großer Objekte im Block nur noch durchgeführt, wenn wesentliche neue Erkenntnisse erwartet werden.
Üblicherweise dienen Schleif- und Wetzsteine dazu, Waffen oder Werkzeuge zu schärfen. In der Literatur werden jedoch auch häufig Mahlsteine (für die Mehlherstellung) als Schleifstein bezeichnet. Ein Abziehstein hingegen ist eine feinkörnigere Variante. Er wird dazu benutzt, feine Rillen, die beim Schleifen entstehen aus dem Metall zu bekommen.
Exkurs: Bei einem der spannendsten ausgegrabenen Schleifsteine Europas handelt es sich übrigens um den Schleifstein von Strøm. Auf ihm befindet sich eine Innschrift, die nicht nur auf die Funktion hindeutet sondern auch, dass man den Stein am besten in einem mit Wasser gefüllten Horn lagert (https://de.wikipedia.org/wiki/Wetzstein_von_Str%C3%B8m). Der Stein datiert in das 6. Jahrhundert nach Christus.
Der Wetz- oder Abziehstein aus Bremen-Mahndorf kann leider nicht exakt datiert werden. Es handelt sich um einen Fund aus einer Schwemmschicht die größtenteils Scherben aus der vorrömischen Eisenzeit und der Römischen Kaiserzeit freigab. Er besteht aus feinem grünem Sandstein, ist 12,5 cm lang, 1,6- 2,5 cm breit und 3 cm hoch. Der Stein weist eine gerade Durchlochung auf, durch die sich ein Lederband oder auch ein Metallring zum Tragen am Gürtel, möglicherweise sogar eine nicht genau bestimmbare Aufhängung befunden haben könnte, wie ein Vergleichsobjekt vom Kasendorfer Turmberg (http://www.landschaftsmuseum.de/Bilder/Turmberg_Schleifstein-2.jpg) zeigt. Da beim Schleifstein auch ein bisher nicht restauriertes Metallobjekt entdeckt wurde und der Stein einen Rostfleck aufweist, erscheint eine metallische Aufhängung realistisch. Das Objekt weist deutliche Abnutzungsspuren auf, was für eine lange Nutzung spricht.
Aktuell arbeiten wir an einem neuen Artikel für die Bremer Archäologischen Blätter über die Grabung Anfang des Jahres in Mahndorf. Hier schon mal ein kleiner Vorgeschmack.
Da es früher noch nicht möglich war, einfach in den Laden zu gehen und Kleidung zu kaufen, musste sie selbst vor Ort hergestellt werden. Die lokale Produktion von Textilien kann im archäologischen Kontext gut durch das Vorhandensein von Spinnwirteln oder Webgewichten nachgewiesen werden.
Der Spinnwirtel dient beim Handspinnen als Schwungkörper, der am unteren Ende eine Handspindel sitzt. Beim Spinnen werden mit der einen Hand die Fasern aus der gekämmten Wolle gezogen und zu einem gleichmäßigen Faden gedreht. Mit der anderen Hand bekommt die Handspindel Schwung und verzwirnt die Wolle. Der fertige Faden wird auf den hölzernen Stab gewickelt.
Spinnwirtel kennen wir aus der Archäologie durch alle Zeiten. Die ersten bekannten Funde stammen aus dem 6. Jahrtausend vor Christus aus Griechenland. Im 13. Jahrhundert n. Chr. werden die Objekte durch das Aufkommen des Spinnrads weniger. Der Spinnwirtel, den wir euch heute präsentieren stammt aus dem Fundinventar der Anfang des Jahres gegrabenen Siedlung in Bremen-Mahndorf. Er datiert in die ältere römische Kaiserzeit (also grob um das Jahr 0 herum). Der konisch geformte Wirtel hat an der Oberseite einen Durchmesser von 3 cm, an der Unterseite von 2 cm und weist eine Höhe von 3 cm auf. Der Ton hat durch den Brennvorgang eine braun, stellenweise ockerne bis rötliche Verfärbung angenommen. Die Durchlochung ist gleichmäßig gerade.
Unsere Bundesfreiwillige Talea Schnelle 2018/2019, hat in ihrer Zeit bei uns für euch den folgenden kleinen Artikel geschrieben und eine Zeichnung dazu angefertigt. Vielen Dank dafür!
In der Bronzezeit kamen gut gearbeitete Lanzen und Speere aus Buntmetall auf, die im Laufe der Zeit zur gängigen Waffe wurden. Der FundFreitag vom 01. November 2019 zeigt eine Lanzen- oder Speerspitze aus kupferhaltigem Buntmetall (vermutlich Bronze). Sie wurde in den 90ern im Neustädter Hafen während Ausbaggerungsarbeiten aus der Weser geborgen und ist 12 x 4,5 cm groß. Die Tülle ist nicht mehr vollständig erhalten und birgt leichte Beschädigungen. Ansonsten ist das Objekt in gutem Erhaltungszustand. Ob es sich um den Rest einer Lanze oder eines Speeres handelt ist unklar. Beides lässt sich im archäologischen Kontext kaum auseinanderhalten. Zur Erklärung: eine Lanze ist eine Stichwaffe, sie wird also für gewöhnlich in der Hand gehalten. Ein Speer hingegen ist eine Distanzwaffe, er wird geworfen.
Ähnliche Funde, wie beispielsweise aus dem Landkreis Stade zeigen, dass es sich möglicherweise um den westbaltischen Lanzentyp handelt, der in die nordische jüngere Bronzezeit (950-720 v. Chr.) datiert (www.objekte-recherchieren.museen-stade.de). Auch in Dreye im Landkreis Diepholz wurde 1974 eine Lanzen-/Speerspitze gefunden, die optisch Ähnlichkeiten mit der aus dem Neustädter Hafen aufweist (Bischop o.J., 20). Außerdem sind Vergleichsfunde aus der Urnenfelderzeit (1300 bis 800 v. Chr.) aus dem südlichen Teil von Deutschland bekannt.
Dazu, wie das Objekt in die Weser kam, gibt es mehrere Theorien. Entweder wurde sie verloren, abgeschwemmt und verlagert oder sie ist bei einer kriegerischen Auseinandersetzung abgebrochen. Heute nehmen Wissenschaftler an, dass die Menschen der Bronzezeit besonders gläubig waren. Auch wenn man nicht viel über ihre Religion weiß, geht man davon aus, dass eine Opfergabe, um das Kriegsglück heraufzubeschwören oder den Göttern für das erfolgreiche Überqueren eines Gewässers zu danken, ebenfalls nicht unwahrscheinlich ist. Das Wasser, als Symbol für das Leben, wird ab der Bronzezeit häufig als Deponierungsort gewählt. Sowohl in Seen, Flüssen als auch in Mooren oder Brunnen konnten bisher Funde entdeckt werden, wobei die Funde aus Mooren am häufigsten vorkommen (Busch 2000).
Einer der berühmtesten archäologischen Quellen für Opferfunde, aus späterer Zeit, ist das Thorsberger Moor in Schleswig-Holstein. Hier wurden seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts immer wieder archäologische Untersuchungen durchgeführt, die spektakuläre Funde, wie Kleidung, Rüstungsteile, aber auch Waffen, wie Lanzenspitzen aus der Eisenzeit (ab 1. Jh. v. Chr.) ans Tageslicht brachten. In diesem Fall geht man davon aus, dass es sich um Beutestücke von Konflikten unterschiedlicher germanischer Gruppierungen handeln könnte.
Weiterführende Literatur:
von Piet Engelsberger - Schülerpraktikant
2004 und 2005 wurde bei den Bauarbeiten zur Anbindung der Bremer Überseestadt an die westliche Innenstadt und die B75 ein Teilstück des ehemaligen Bremer Stadtgrabens gefunden. Daher kam es zu archäologischen Ausgrabungen, unter anderem auch an der Adamspforte. Hierbei wurden hauptsächlich Keramikteile, wie Teller- oder Gefäßfragmente, aber auch Schmuckreste, Messerbestandteile, verschiedenes Werkzeug und zahlreiche Tuchplomben gefunden. Größtenteils ließen sich die Funde der Zeitspanne zwischen Ende des 16. und Anfang des 17. Jahrhunderts zuordnen (Bischop 2008, S.161).
Unter den Funden dieser Grabung befand sich auch die auf dem Foto abgebildete Doppelschnalle. Diese war vermutlich eine Schnalle für einen Schuh oder einen Gürtel.
Sie besitzt über eine ovale Dornrast und eine schmale Mittelachse mit Verzierungen an beiden Enden. Zudem fehlt der Dorn der Schnalle und in die Dornrast fehlt die für den Dorn vorgesehene Kerbe. Die 4 x 2,8 cm große Schnalle ist im Unterschied zu Vergleichsfunden nicht mit plastischen Verzierungen versehen und im Querschnitt auf der Rückseite flach, auf der Schauseite leicht gewölbt. Das Material der Schnalle ist eine leicht korrodierte Kupferlegierung (vermutlich Bronze).
Doppelschnallen bestehen meist aus einer Mittelachse, einem Dorn, einer Dornauflage und einer auf beiden Seiten vorhandene Dornrast (siehe Schemazeichnung).
Riemenschnallen im Allgemeinen werden von Krabath den ovalen Schnallen zugeordnet. Schließen wurden sowohl für Kleidung als auch für Pferdegeschirr und in kleinerer Form auch als Sporenschnalle verwendet (Krauskopf 2005, S.95).
Betrachtet man Vergleichsfunde, weist die an der Adamspforte entdeckte Schnalle viele Ähnlichkeiten, aber auch Unterschiede mit ihnen auf. Eine in Höxter gefundene Riemenschnalle zeigt Parallelen in Form der Mittelachse, besitzt jedoch eine andere Verzierung sowie eine spitz zulaufende Dornrast (Krabath 2001, S. 499).
Ein weitereres Vergleichsobjekt, gefunden auf der Alt-Wartburg in der Schweiz, besitzt ebenfalls eine ovale Form, aber die Mittelachse ist im Gegensatz zur Schnalle aus dem Bremer Stadtgraben nicht an den Enden verziert, und ähnlich wie beim Höxter-Fund ist die Dornrast eher spitz geformt (Krauskopf 2005, Tafel 42).
Auch der von Egan und Prichard erwähnte Fund einer Schuhschnalle weist das Merkmal einer spitzen Dornrast auf, dennoch lässt sich dort eine große Ähnlichkeit mit dem Fund von der Adamspforte erkennen. Eine bedeutende Rolle spielt hierbei, dass die Ausarbeitung der Mittelachse mit ihren spitzen Dekorationen dem Bremer Fundstück am meisten entspricht (Egan, Pritchard 1991, S.88).
Die Datierung des Fundes erweist sich als schwierig, da die zeitliche Differenz von den Funden im Stadtgraben zu den recherchierten Vergleichsfunden der Schnalle sehr hoch ist. Während das Objekt aus Höxter in die 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts oder zur 1. Hälfte des 13. Jahrhunderts eingeordnet wurde, entstammt der Fund von der Alt-Wartburg wahrscheinlich dem 13. bis 14. Jahrhundert. Darüber hinaus datieren die Funde an der Adamspforte hauptsächlich in die frühe Neuzeit (16./17. Jahrhundert). Möglicherweise gelangte das Fundstück vor dem Verfüllen in den Graben, alle anderen Gegenstände erst als der Graben zugeschüttet wurde. Die Frage, wie und wann das scheinbar ältere Objekt wirklich im Stadtgraben landete, bleibt offen.
Weiterführende Literatur:
Auf der Ausgrabung in der Abbentorstraße wurde dieses kleine Deckelchen aus Knochen, in einer Schuttschicht des 19./20. Jahrhunderts, entdeckt. Das Gefäß dazu konnte leider nicht gefunden werden.
Es könnte sich bei diesem Fund zum Beispiel um den Deckel eines Arzneidöschens handeln, aber auch andere Verwendungen sind durchaus möglich.
Deutlich zu erkennen ist das eingearbeitete Schraubgewinde. Obwohl das Alter des Fundes noch relativ jung ist, handelt es sich um ein schönes und nicht häufig vorkommendes Objekt.
Pharao in Bremen entdeckt!
Ein Hauch von Ägypten in unserer schönen Hansestadt.
Auf der Stadtgrabung am Wall in der Abbentorstraße wurde vor kurzem, durch die Firma ArchaeoFirm, diese wundervolle Ofenkachel entdeckt. Sie stammt aus dem 16. Jahrhundert und stellt einen Pharao dar... ganz anders als wir ihn uns heute vorstellen oder?
Auf jeden Fall wollten wir ihn euch zum FundFreitag nicht vorenthalten.
Im Balleer'schen Haus, das im Untergeschoss übrigens eine Weinschenke beherbergte, konnten bei den Ausgrabungen von 2002 zahlreiche Fragmente von holländischen Fliesen geborgen werden. Die Fliesen stammen aus dem 18. Jahrhundert und zeigen Schäferszenen und Flusslandschaften.
Die typischen holländischen Fliesen aus dem 17. und 18. Jahrhundert wurden vorwiegend in Delft hergestellt, weswegen man sie auch Delfter Kacheln nennt. Sie sind leicht zu säubern und gegen Feuchtigkeit unempfindlich.
Auch heute werden mancherorts noch weiße Fliesen mit blauer Bemalung in mühevoller Handarbeit hergestellt, was jedes einzelne Motiv zu einem Unikat macht.
Zum FundFreitag am 05. Juli präsentierten wir zwei Scherben, die auf der kürzlich abgeschlossenen Grabung in der Neuenstraße entdeckt wurden. Beide stammen von Bierkrügen aus dem späten 16. Jahrhundert.
Die braun glasierte Scherbe aus Steingut hat wohl ihren Weg aus Köln/Bonn zu uns nach Bremen gefunden. Auf der Seite https://kultnews-kultnews.blogspot.com/…/beethoven-napoleon… können sie nachlesen wofür die einzelnen Wappen stehen:
Oben links: Erzbistum Köln
Oben rechts: Herzogtum Westfalen
Unten links: Herzogtum Engern
Unten rechts: Grafschaft Arnsberg
Das Wappen auf der weißen Scherbe konnten wir mit Hilfe eines Facebook Fans zuordnen. Sie zeigt das Stadtwappen von Wolfenbüttel. Außerdem wissen wir, dass die Scherbe zu einer sogenannten Schnelle gehört.
[...] Eine Schnelle ist ein schlanker, hoher, zylindrisch sich nach oben verjüngender Bierkrug aus weißlich-grauem Steinzeug mit Henkel und metallenem Deckel [...]
https://de.wikipedia.org/wiki/Schnelle_(Krug)